Konzeption der Dötlingen Stiftung
Bearbeitet im Juni 2025
1 Ohne Vergangenheit keine Zukunft
Die Gemeinde Dötlingen kann auf eine besondere landschafts- und kulturgeschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Dies bezieht die vielfältige Geestlandschaft, die es zu schützen und zu erhalten gilt, ebenso ein wie die dazugehörende Kultur, kulturelle Einrichtungen und dorftypische Gebäude. All diese Elemente prägen die Region und vermitteln eine unverwechselbare Ausstrahlung.
Wichtig ist es deshalb, den nachfolgenden Generationen diese Vergangenheit auch immer als einen bedeutenden Teil der Gegenwart zu erhalten und, wie es eingangs schon heißt, darüber hinaus als einen wichtigen Faktor für das zukünftige Leben zu vermitteln.
Dabei versteht sich die Dötlingen Stiftung nicht als Ersatz für die öffentliche Kulturförderung, sondern als Ergänzung dazu. Ihr Anliegen ist nicht die kulturelle Bestandsbewahrung, sondern die Unterstützung neuer, spannender und außergewöhnlicher Kulturprojekte mit hohem künstlerischem Niveau – ganz im Geiste von Gustav Mahler, der folgendes Zitat geprägt hat:
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
Da die erhaltenswerten Vorhaben und förderungswürdigen Projekte nicht immer allein von privater oder öffentlicher Seite aus verwirklicht werden können, haben engagierte Bürger im Juni 1999 die "Dötlingen Stiftung" gegründet.
2. Die Dötlingen Stiftung
2.1. Zweck der Dötlingen Stiftung
Die Dötlingen Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Dötlingen. Hauptzweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur.
Zusätzlich zu diesen Aktivitäten gehören zur Stiftungsaufgabe der Erhalt und die Pflege des Heuerhauses in Dötlingen als kulturelle Begegnungsstätte.
Falls ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, kann die Stiftung auch Natur- und Landschaftsschutz sowie erhaltenswürdige Gebäude in Dötlingen fördern.
2.1. Gremien der Dötlingen Stiftung
Alle Entscheidungen über Stiftungsarbeit und Förderanträge treffen der Vorstand und der Beirat der Dötlingen Stiftung.
Ein fünfköpfiger Beirat berät den Vorstand in allen Fragen der Stiftung. Er besteht aus Harald Meyer, Walter Ulrich und einem Vertreter der Familie Tabken, dem/der Bürgermeister/in der Gemeinde Dötlingen sowie dem/der Vorsitzenden des Bürger- und Heimatvereins Dötlingen e.V.
Vorstand und Beirat tagen in der Regel mindestens viermal im Jahr.
3. Mitgliedschaft bei „euroArt“
Seit 2008 zählt die Dötlingen Stiftung zu den Mitgliedern von euroArt, der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien. euroArt wurde 1994 in Brüssel unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission gegründet, um ein Netzwerk von Künstlerkolonien, Künstlerdörfern und Künstlerorten in Europa zu schaffen. Diese stellen ein bedeutendes gemeinsames europäisches Kulturerbe dar, denn sie waren Geburtsstätten wichtiger Kunstströmungen und erneuerten im 19. und 20. Jahrhundert die europäische Kunst als Vorreiter von Stilrichtungen wie Realismus, Impressionismus, Symbolismus, Fauvismus, Surrealismus und Expressionismus.
euroArt hat zurzeit etwa 100 Mitglieder und Mitgliedsorganisationen, davon rund 40 Prozent Städte und Gemeinden, die insgesamt 21 europäische Länder repräsentieren.
4. Projekte und Aktivitäten der Dötlingen Stiftung
4.1 Projekt EINS: das Heuerhaus
Das Heuerhaus am Rittrumer Kirchweg 4 aus dem Jahre 1816 ist die erste Sanierungsmaßnahme der Dötlingen-Stiftung. Dank der Übertragung des Objektes durch die Familie Tabken bestand die Möglichkeit, dieses Gebäude zu restaurieren und zu einem Kommunikationszentrum auszubauen.
Diese Begegnungsstätte stellt in ihrer urtümlichen Art eine Bereicherung für die Gemeinde Dötlingen und seine Bürger dar. Zusätzlich ist sie allen auswärtigen Freunden und Besuchern ein kultureller Anlaufpunkt.
Die Sanierung des Gebäudes erfolgte in mehreren Abschnitten. Mit dem ersten Bauabschnitt erhielt das Doppelheuerhaus ein neues Reetdach, das aus Mitteln der Dorferneuerung, des Reetdachprogramms sowie mit Eigenleistungen finanziert und bereits im Jahre 2000 fertig gestellt wurde. Aufgrund der denkmalschutz- und baurechtlichen Auflagen konnte die Außenansicht des Gebäudes erst im Herbst 2002 wieder vollständig hergestellt werden.
Damit ist es gelungen, dieses ortstypische Anwesen zu bewahren und als kulturelle Begegnungsstätte zu präsentieren.
4.1.1 Die Galerie Dötlingen im Heuerhaus
Im westlichen Teil des Doppelheuerhauses wird seit 1993 die „Galerie Dötlingen“ betrieben. Sie hat sich zu einem Aushängeschild des Dorfes entwickelt und zieht mit ihren anspruchsvollen Kunstausstellungen Besucher aus dem näheren und weiteren Umfeld an.
Mindestens einmal jährlich bietet die Galerie Dötlingen zeitgenössischen oder historischen Dötlinger Kunstschaffenden Raum für Gemeinschafts- oder Einzelausstellungen.
4.1.2 Die kulturelle Begegnungsstätte im Heuerhaus
Die Räume des Cafés (40 Sitzplätze) sowie der Bauerngarten (90 Plätze) wurden mit viel Engagement und Eigeninitiative hergestellt und sollen einem breiten Publikum als Ort der Entspannung und gleichzeitig als Kunst- und Begegnungsstätte dienen.
Im Café im Heuerhaus werden unter dem Motto „KulturPur“ jährlich musikalische und kulturelle Veranstaltungen angeboten, die von der Dötlingen Stiftung organisiert und durchgeführt werden.amit ist es gelungen, dieses ortstypische Anwesen zu bewahren und als kulturelle Begegnungsstätte zu präsentieren.
4.2 Projekt ZWEI: Restaurierung der Lehmkate – ehemalige Malschule des Künstlers Georg Bernhard Müller vom Siel
Aufgrund seiner zentralen Lage am Rittrumer Kirchweg und der historisch bedeutenden Bausubstanz als ehemalige Malschule des bedeutenden Dötlinger Künstlers Müller vom Siel ist die Lehmkate für ein Projekt „zwei“ der Dötlingen Stiftung prädestiniert.
Mit dem Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes wurde der ursprüngliche, historisch belegte Zustand als Künstlerhaus wiederhergestellt. In dem Haus können Künstler für einen zeitlich begrenzten Zeitraum leben und arbeiten. Ein in dieser Zeit geschaffenes Kunstwerk soll nach Ablauf der Periode der Dötlingen Stiftung überlassen werden.
Durch diese Einrichtung erhofft sich der Projektträger wichtige nachhaltige Impulse für den Tourismus und die Weiterentwicklung von Kunst und Kultur in Dötlingen. Die regional und überregional bestehende Bedeutung des Ortes wird erheblich aufgewertet. Außerdem unterstützt sie den o.g. Künstleraustausch.
Durch die Baumaßnahmen wurde insgesamt auch sichergestellt, dass das Baudenkmal langfristig erhalten werden kann.
Die Dötlingen Stiftung konnte durch ihr Engagement und mit Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer dazu beitragen, das Gebäude zu erhalten und es nach zweijähriger grundlegender Restaurierung in einen für kulturelle Zwecke nutzbaren Zustand zu versetzen. Unterstützt wurde sie dabei durch die Gemeinde Dötlingen, die das Grundstück zur Verfügung stellte, durch private Spenden, durch Eigenleistung von Freunden der Dötlingen Stiftung, durch Sponsoren und durch die Bingo-Stiftung.
Am 25. April 2016 eröffnete die Dötlingen Stiftung im Rahmen einer Feierstunde die Müller-vom-Siel-Kate. Im Galerieraum wurden Bilder von Georg-Bernhard Müller vom Siel, dem Mitbegründer der historischen Künstlerkolonie Dötlingen, gezeigt.
Vor dem Gebäude wurde der Granitbrunnenstein des Huder Künstlers Wolf E. Schultz, „die große 500“, enthüllt. Dieser Stein stammt ursprünglich aus Norwegen und kam mit der Saale-Eiszeit in den Sand- und Eismassen nach Dötlingen. Vor 25 Jahren „wuchs er aus dem Boden“ und wurde von Wolf E. Schultz an Ort und Stelle auf der Geveshauser Höhe zu einem eindrucksvollen Kunstwerk bearbeitet.
Seit ihrer Eröffnung konnte die Müller-vom-Siel-Kate ununterbrochen für die geplanten Vorhaben genutzt werden:
o als Malschule,
o als vorübergehende Herberge und Arbeitsraum für auswärtige Künstlerinnen Künstler sowie Kunststudierende
o als Ausstellungsraum für Dötlinger Kunstschaffende
o Präsentation von Bildern und Skulpturen regionaler Kunstschaffender
5. Engagement im Bereich Kunst und Kultur
Im Bereich Kunst und Kultur hat die Dötlingen Stiftung eine herausragende Stellung in der Gemeinde Dötlingen. Sie unterstützt und fördert ortsansässige zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler und bietet ihnen in der Galerie Dötlingen und in der Müller-vom-Siel-Kate Gelegenheit und Raum für Ausstellungen.
Die Dötlingen Stiftung fördert jedes Jahr viel versprechende kulturelle Vorhaben Dritter. Ob groß oder eher klein gehalten: die geförderten Projekte haben gemeinsam, dass sie vorbildlich organisiert werden, dass sie sich durch eine hohe Qualität ausweisen und individuell geprägt sind.
Der Einsatz der Dötlingen Stiftung ist unverzichtbar für die kulturelle Weiterentwicklung der Gemeinde. Die von der Stiftung herausgegebenen Bücher dokumentieren auch auf vielfältige Weise, dass sich in Dötlingen und umzu eine ungewöhnlich große Anzahl von aktiven Künstlerinnen und Künstlern aufhalten.
Seitdem die Stiftung besteht, konnte sie sich an einer Vielzahl besonderer Projekte beteiligen und sie fördern und unterstützen. Wir stellen eine Auswahl unserer Förderprojekte mit einem Kurzportrait vor, um zu zeigen, welch großes Potenzial in der Kulturlandschaft der Gemeinde Dötlingen zu finden ist:
6. Ziele für eine kurz- bis mittelfristige Umsetzung
Bemühungen um die weitere Ansiedlung und Einbindung von Künstlerinnen und Künstlern in Dötlingen.
7 Förderung junger Talente und außergewöhnlicher Begabungen
Die Dötlingen Stiftung stellt sich auf vielfältige Weise der wachsenden Aufgabe, Kunst und Kultur in der Gemeinde zu bewahren und zu fördern. Um den Anforderungen der Gegenwart, des lebendigen Künstlerdorfes, gerecht werden zu können, bedarf es jedoch eines darüber hinaus gehenden stetigen Engagements, um Potentiale zu erkennen und zu fördern.
Finanziert werden Maßnahmen, die der Förderung des Talents dienen. Sei es Schauspiel, Zeichnen oder Bildhauerei, Schreiben, Fotografie, Komposition oder Instrumentalmusik - wer seine Begabung anhand von Empfehlungen anerkannter Lehrer oder Professoren nachweisen kann, darf sich mit einem Antrag an die Stiftung wenden.
Die Dötlingen Stiftung möchte mit ihrem Engagement dazu beitragen, die reichen Traditionen zu bewahren, zukünftige Handlungsfelder zu entdecken und die Zukunft des „Künstlerdorfes Dötlingen“ aktiv mitzugestalten. Kulturarbeit soll zukünftig noch stärker vernetzt werden, damit der künstlerische Einsatz auch in Zukunft zu innovativen und inspirierten Werken führt.
Junge Menschen bis 28 Jahren, die in der Gemeinde Dötlingen leben, können ein Stipendium erhalten, um ihnen bei der Entfaltung ihrer künstlerischen Begabungen zu helfen. Der Antrag sollte einen Lebenslauf, eine Schilderung des zu fördernden Vorhabens, Angaben zum finanziellen Aufwand und zur Dauer der Maßnahme sowie ein oder mehrere Empfehlungsschreiben enthalten.
Anträge sollten rechtzeitig - mindestens vier Monate vor Projektbeginn - gestellt werden, um eine angemessene Frist für die Entscheidungsfindung durch den Vorstand zu ermöglichen. Nach Projektbeginn ist eine Förderung nicht mehr möglich. Als Projektbeginn gilt die Veröffentlichung des Vorhabens zu Werbezwecken.
Anträge können zwar formlos an die Stiftung gerichtet werden, sie müssen jedoch Folgendes enthalten:
Über die Anträge entscheidet der Vorstand nach Beratung mit dem Beirat. Zur Beurteilung der Förderungswürdigkeit können fachliche Stellungnahmen eingeholt werden. Bewilligungen können mit Auflagen gewährt werden. Wenn von der geplanten Durchführung abgewichen wird / abgewichen werden soll, ist dies dem Vorstand der Dötlingen Stiftung mitzuteilen.
Die Nennung der Stiftung als Förderer auf allen Werbeträgern ist z. B. eine der unabdingbaren Voraussetzungen für eine Förderung. Ablehnungen werden nicht begründet. Eine erneute Antragstellung für das gleiche Vorhaben ist dann nicht mehr möglich. Ein Rechtsanspruch auf Fördermittel der Stiftung besteht nicht.
Bei falschen Angaben im Antrag, nicht erfüllten Auflagen bzw. nicht den Zwecken entsprechender Verwendung der Fördermittel, ist die Stiftung berechtigt, die bewilligte Zuwendung ganz oder in Teilen zurückzufordern oder nicht auszuzahlen. Nach Abschluss des Vorhabens ist ein Verwendungsnachweis mit Belegen über die Verwendung der Mittel sowie ein Abschlussbericht vorzulegen.
8. Finanzierung
Zur Finanzierung der Projekte wird eine Richtlinie erstellt, in der die Voraussetzungen für eine Förderung festgehalten werden, damit eine Gleichbehandlung gewährleistet ist. Es wird ein jährlicher Finanzrahmen erstellt, aus dem ersichtlich wird, welche Projekte welchen Fördersatz erhalten.
Die Richtlinie enthält:
· Allgemeine Bestimmungen (Zweckbindung, Antragsberechtigung, Antragsform- und frist)
· Fördervoraussetzungen und Abwicklung (Eigenanteil, Förderung Dritter, finanzielle Abwicklung)
· Fördersumme (Fördersatz)
9. Unterstützung der Stiftung
Die Dötlingen Stiftung ist berechtigt, Gelder als Spenden, aber auch andere Schenkungen wie Sachwerte, Grundstücke oder Gebäude entgegenzunehmen. Jede noch so kleine Hilfe, ob sie finanzieller, materieller oder ideeller Art ist, wird dankbar angenommen. Die Spenden können objektgebunden eingebracht oder dem Stiftungsvermögen zugeschlagen werden.
Vorrangig ist die Dötlingen Stiftung auf finanzielle Mittel oder Werte für das jeweils anstehende Vorhaben angewiesen. In Absprache mit den Spendern ist nach Fertigstellung eines Projektes eine namentliche Dokumentation vorgesehen. Es besteht auch die Möglichkeit einer anonymen Unterstützung.
Auch Freunde, Bekannte und Geschäftsfreunde können für die gemeinnützig anerkannte Stiftung geworben werden. Als Mitglied im "Freundeskreis der Dötlingen Stiftung" ist jeder herzlich willkommen.
10. Schlussgedanken
Auch die Dötlingen Stiftung ist einem ständigen Wandel unterworfen. Was heute neu ist, ist morgen ein alter Hut. Was heute neu ist, wurde allerdings gestern schon entwickelt. Diese Entwicklungen können wir betrachten und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Dabei wollen wir nicht im Vergangenen verharren, sondern der Entwicklung und der Kreativität den angemessenen Raum und Rahmen geben, damit sich die Zukunft des Künstlerdorfes Dötlingen entfalten kann.
"In der Kunst muss man mit offenem Ergebnis fördern, auch wenn man von der Kunst, die man fördert, mit Provokation und Kritik rechnen muss. Das muss man aushalten und sich klar machen, dass Kunst genau diesen Raum braucht und für sich beansprucht." (Lothar Späth)